Arbeitsmodell der Zukunft? Gerry Weber in Halle bietet Vier-Tage-Woche an

Halle. Immer mehr Unternehmen denken über bisherige Arbeitszeit-Modelle nach und verändern diese zugunsten einer ausgewogeneren Mischung aus Arbeitszeit und Freizeit - der sogenannten Work-Life-Balance. Das Ergebnis ist in vielen Fällen eine Vier-Tage-Woche. Dabei gibt es sowohl kleine regionale Unternehmen, wie Tischler Carsten Justus aus Schloß Holte-Stukenbrock, der seinen Betrieb dadurch für Fachkräfte attraktiver gemacht hat, als auch internationale Firmen wie Microsoft Japan. In die Liste der New-Work-Anbieter kann sich ab 2023 nun auch das Haller Modeunternehmen Gerry Weber eintragen. Wie Gerry-Weber-Chefin Angelika Schindler-Obenhaus über die Plattform LinkedIn mitteilte, wird die Gerry Weber International AG ab 2023 für einen Teil ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Umstrukturierung der Arbeitszeit ermöglichen. Schindler-Obenhaus: "Jede und jeder kann frei entscheiden, ob er oder sie die persönliche Wochenarbeitszeit auf vier oder fünf Tage verteilt. Und das jede Woche neu." Aber Gerry Weber geht als Arbeitgeber noch weiter und bietet die Option von flexibler Teilzeitarbeit. "Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit befristet oder dauerhaft um bis zu 25 Prozent zu reduzieren. Und die Option des Sabbaticals", erläutert Angelika Schindler-Obenhaus und fügt hinzu, dass alle Optionen miteinander kombinierbar seien. Getreu dem Motto &bdquo;Alles kann, nichts muss". Neuen Führungsstil bei Gerry Weber etabliert Angelika Schindler-Obenhaus hatte im August 2021 die Leitung des Unternehmens als Vorstandsvorsitzende übernommen. Die gebürtige Flensburgerin änderte schon damals einige wichtige Punkte in der Umgangskultur innerhalb des Unternehmens. Sie etablierte einen neuen Führungsstil. Bei Gerry Weber ist die Belegschaft seitdem per du. Das Unternehmen ist mit ihr moderner geworden, hat eine neue Fehlerkultur und eine maximale Informationstransparenz eingeführt. Da ist die Möglichkeit auf eine Vier-Tage-Woche nur der nächste logische Schritt gewesen. Damit wird die bisherige Firmenpolitik konsequent ausgebaut, denn bereits seit zehn Jahren können sich viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitszeit frei einteilen. Seit Corona kommt noch eine gestiegene Homeoffice-Quote hinzu, die individuell gewählt werden kann. Nun also die Vier-Tage-Woche im Unternehmen. Diese gilt übrigens nicht in allen Unternehmensbereichen. Der Retail-Bereich, also die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Gerry-Weber-Stores, können auf solch flexible Arbeitszeitmodelle nicht zurückgreifen. Wie die Zeitschrift "Textil Wirtschaft" schreibt, gilt die neue Regelung "für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Headquarter, in den Offices, Showrooms etc". Was sagen die Deutschen zur Vier-Tage-Woche? Doch wie beliebt ist eine Vier-Tage-Woche überhaupt bei Angestellten? In Belgien wurde in diesem Jahr die Vier-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit beschlossen. Und auch in Deutschland spricht sich eine Mehrheit dafür aus. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von "RTL" und "ntv" würden es 71 Prozent der Befragten begrüßen, wenn Deutschland dieses Modell übernehmen würde. 22 Prozent fänden diese Möglichkeit nicht gut, so das Ergebnis der Umfrage. Auf Zustimmung stoße das «Belgische Modell» vor allem bei den 30- bis 44-Jährigen (81 Prozent) und den Befragten mit höherem Bildungsabschluss (Abitur, Studium: 75 Prozent).

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